Foto: Margit Huber
(10.September 2024) Jauchshofen — Vollgelaufene Keller und verschlammte Straßen: In Jauchshofen, einem Ortsteil der Gemeinde Kirchdorf, haben die Bürger immer wieder nach Starkregenereignissen mit derartigen Folgen zu kämpfen. Bereits 2017 wurden erste Strukturen zum Rückhalt des Oberflächenwassers geschaffen. Aktuell werden diese in ihrer Wirkung optimiert. Finanzielle Unterstützung bietet das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern und fördert die Maßnahme mit 178.000 Euro in einem boden:ständig-Projekt im Rahmen einer „Einfachen Dorferneuerung“. Bürgermeister Franz Huber machte sich zusammen mit Vertretern des ALE, des Landschaftspflegeverbands Kelheim, des Ingenieurbüros Ferstl, der ausführenden Firma Hochschober sowie einem betroffenen Landwirt ein Bild vom Baufortschritt.
Wetterextreme führen zunehmend zu kleinräumigen unkalkulierbaren Starkregenereignissen. Gleichzeitig kommt es immer häufiger zu anhaltender Trockenheit, sodass das Wasser für die Pflanzen knapp wird. Konsequenzen sind der Verlust wertvollen Ackerbodens, Überflutungen, Stoffeinträge in Gräben und Gewässer sowie Dürreschäden. Diese aktuellen klimatischen Veränderungen mit zunehmenden Starkregenereignissen und Trockenphasen erfordern daher Anpassungen der Flurgestaltung und Bodennutzung. Deshalb hat die Verwaltung für Ländliche Entwicklung die Initiative „boden:ständig“ zum Erhalt lebendiger Böden und zur abflussbremsenden Flurgestaltung gestartet, in der Kommunen, Landwirte und Behörden aktiv zusammenarbeiten.
Auch Jauchshofen war und ist von den Wetterkapriolen betroffen, besonders im Juni 2013. Durch die Tallage des Ortes und die erosionsanfälligen Böden in der umliegenden Flur kam es bei Starkregen zu stärkerer Erosion auf den Äckern, sodass Schlammfrachten und wild abfließendes Oberflächenwasser Schäden im Ort verursachten. Unterstützung bei der Lösung des Problems bot das ALE: 2014 wurde in Jauchshofen das erste boden:ständig-Projekt im gesamten Landkreis Kelheim gestartet. Durch die Einleitung einer einfachen Dorferneuerung im Jahr 2015 war es möglich, ergänzende bauliche Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Für das ALE Niederbayern steht die dezentrale Wasserrückhaltung in der Fläche schon seit vielen Jahren im Fokus: „Wir möchten unseren Kommunen helfen, individuelle Lösungsansätze für deren speziellen Wasserprobleme zu finden. Ziel ist bei all unseren Maßnahmen, dass das Wasser bei einem Starkregenereignis so lange wie möglich in der Flur zurückgehalten und wie von einem Schwamm aufgesogen oder kontrolliert abgeleitet werden kann. Dazu können vielfältige kleinere Maßnahmen beitragen, die weder das Landschaftsbild beinträchtigen noch den Landwirten dauerhaft deren Flächen entziehen“, betonte boden:ständig-Projektleiter Maximilian Frank.
„Ganz wichtig ist auch, dass die Landwirte auf ihren Feldern aktiv mitwirken können, um Erosion bereits im Ansatz zu minimieren“, erklärte Landwirt Hubert Steiger aus Jauchshofen. So würden sich z. B. die beiden größten Bewirtschafter ganz oben im Einzugsgebiet so weit absprechen, dass sie nicht gleichzeitig dieselbe Frucht anbauen. Das Wasser würde bereits dadurch gebremst. „Das hat Jauchshofen 2016 schon gerettet“, so der betroffene Landwirt. „Auch die ackerbaulichen Verbesserungen unter anderem mit der mehrjährigen Silphie auf einer wichtigen ´Bremsfläche´ zeigen spürbar positive Effekte“, so Klaus Amann, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Kelheim.
Im Jahr 2017 wurden bereits erste bauliche Maßnahmen ausgeführt: So wurde einerseits ein bestehender, talquerender Grünweg abschnittsweise höhergelegt, um abfließendes Oberflächenwasser in der Fläche zurückzuhalten. Andererseits wurden entlang der Straße von Jauchshofen nach Eschenhart mehrere kleinere Wasserrückhaltebecken gebaut, so dass das Wasser bei Starkregen in Kaskaden abfließen konnte. „Letztere Anlage konnte sich jedoch im Juni 2018 nicht beweisen. Zu stark war die Kraft des abfließenden Wassers“, erläuterte Dr. Christian Thurmaier vom ALE, der das Projekt leitet.
Foto: ALE Niederbayern