Schwerpunkte
Innenentwicklung - Leben in der Dorfmitte um die Identität der Dörfer zu bewahren und Flächen zu sparen

Leerstände in den Ortsmitten und hoher Flächenverbrauch am Ortsrand - das sind die Probleme in vielen Gemeinden. Wir wollen aber, dass unsere Dörfer eine lebendige Mitte haben und landwirtschaftliche Flächen erhalten bleiben.

Dörfer sind das Herz des ländlichen Raums

Unsere Dörfer mit ihren lebendigen Ortsmitten sind das Herz und Gesicht des ländlichen Raums. Doch durch den Wunsch nach modernem Wohnraum und rationellen Wirtschaftsbedingungen entwickelten sich viele Dörfer nur noch im Außenbereich.
Zudem bedingt der sehr starke demografische Wandel im ländlichen Raum immer häufiger Gebäudeleerstände. Oft werden darüber hinaus auch Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen aufgegeben. Dennoch werden weiterhin neue Bau- und Gewerbegebiete an den Ortsrändern ausgewiesen – mit hohem Verbrauch wertvoller Flächen.

Unser Grundsatz lautet Innenentwicklung vor Außenentwicklung

Um diese Entwicklungen aufzuhalten, gilt in der Dorferneuerung der Grundsatz Innenentwicklung vor Außenentwicklung! Sowohl aus ökonomischen, ästhetischen, gesellschaftspolitischen als auch aus boden- und landschaftsschützenden Gründen müssen die Revitalisierung leer stehender Gebäude, die bauliche Nutzung von innerörtlichen Brachflächen und der weitgehende Verzicht auf die Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete oberste Priorität haben.
Wir informieren und aktivieren
Wir zielen ab auf eine hohe Lebensqualität und gute Infrastruktur
Wir informieren über die Chancen und Herausforderung zum Thema Innenentwicklung
Wir sensibilisieren für eine ortsbildprägende Baukultur und die Denkmalpflege
Wir bieten Seminare, Workshops und Exkursionen an den Schulen für Dorf- und Landentwicklung
Wir initiieren und planen im Dialog
Wir analysieren mit unserem Vitalitäts-Check die Gegebenheiten und Potenziale von Dörfern
Wir erarbeiten nachhaltige Konzepte der Grund- und Nahversorgung und des Gemeinschaftslebens
Wir beraten Eigentümer über die Möglichkeiten der In-Wert-Setzung von Gebäuden
Wir initiieren Planungen im Dialog der dörflichen Interessen und Konsens der Region
Wir helfen zu realisieren
Wir lösen eigentumsrelevante Problemstellungen durch Bodenmanagement
Wir leisten finanzielle Hilfe zu den strukturellen Verbesserungen durch Innenentwicklung
Wir fördern die Umnutzung und Sanierung von Gebäuden

Beispiele aus Bayern

Hofheimer Land
Für gleiche Probleme gemeinsam Lösungen finden – eine Gemeinde-Allianz für lebendige Ortsmitten

Ein Bürgermeister steht mit aufgeschlagener Unterlagenmappe in der Hand vor leerem eingeschossigem Gebäude ohne Ziegeleindeckung.

Eine kleinteilige Siedlungsstruktur mit 15 000 Menschen in 53 Ortschaften macht den Charme und den unverwechselbaren Charakter des Hofheimer Landes aus, macht es aber zugleich besonders anfällig für die Folgen des demografischen Wandels. Die Ortskerne sollen jedoch als Zentren des sozialen und kulturellen Lebens bewahrt bleiben. Dieser Herausforderung begegnen sieben Kommunen seit 2008 in einer Gemeinde-Allianz mit großem Engagement gemeinsam. Durch das eindeutige Bekenntnis aller Gemeinden zur Innenentwicklung und zu einem konsequenten Flächenmanagement konnten im Laufe der Jahre beachtliche Erfolge bei der Revitalisierung der Ortskerne erzielt werden. 

Gleiritsch
Eine kleine Gemeinde erfüllt sich den Wunsch nach einem Dorfladen zur Nahversorgung und Treffpunkt für Jung und Alt

Die vier Verkäuferinnen und der seitens der Gemeinde zuständige Bearbeiter vor der Verkaufstheke des Ladens.

Ursprünglich verfolgte die Gemeinde Gleiritsch mit dem Antrag auf Dorferneuerung nur das Ziel, den Dorfplatz neu zu gestalten und die Ortsstraßen auszubauen. Aber schon beim ersten vorbereitenden Dorfrundgang wurde klar: die Bürger wollen wieder einen Laden im Ort haben. Das letzte Lebensmittelgeschäft hatte 2001 geschlossen. Gemeinde und Bürger nutzten die Chance der Dorferneuerung und bewiesen bei der Realisierung des im Herbst 2012 eröffneten Dorfladens großes Engagement. Der Laden ist mehr als eine Einkaufsmöglichkeit – Jung und Alt treffen sich hier zum Einkauf, zum Kaffee und zum Plausch, die örtlichen Landwirte können regional vermarkten. 

Altenau
Ein Dorf wird Wirt – mit viel Leidenschaft, Engagement und Fleiß holten sich die Altenauer ihr Wirtshaus zurück

Altenauer Dorfwirtshaus mit Giebelfassade, vor der zahlreiche Gäste an Tischen sitzen. Auf der Straße Pferdegespann, das geschmückten Wagen mit Bierfässern zieht.

Über zehn Jahre stand das Gasthaus zur Post leer. Die „Post“ war aber nicht irgendein Wirtshaus, sondern das Zentrum der Altenauer Dorfgemeinschaft. Die Bürger verbinden mit ihrem Wirtshaus viele schöne Erinnerungen und gemeinsame Feste. Mit dem leeren Gasthaus ging ein wesentliches Element der Altenauer Identität verloren. Bereits beim Startseminar zur Dorferneuerung an der Schule der Dorf- und Landentwicklung in Thierhaupten wurde der Wunsch nach einer Dorfwirtschaft mit Gemeinschaftssaal formuliert. Bei der anschließenden Vorbereitungsplanung war in den Arbeitskreisen die leer stehende Dorfwirtschaft ein immer wiederkehrendes Diskussionsthema. 

Feilitzsch
Neues Nahversorgungs- und Bürgerzentrum ist beispielhaft für die Innenentwicklung und Daseinsvorsorge von Dörfern

Das sanierte und die zwei neuen Gebäude  geben die frühere Dreisseithofform wieder

Mit dem Erwerb des mehrere Jahre leer gestandenen „Jahnsanwesens“, einem Dreiseithof aus dem Jahre 1871, war für die Gemeinde der Weg frei, um an dieser ortsbildprägenden Stelle in der Nähe von Rathaus, Feuerwehr und Sparkasse ein neues, multifunktionales Ortszentrum zu schaffen. Nach eingehender Bedarfsanalyse wurde mit gezielten Maßnahmen zur Innenentwicklung und Nahversorgung auf die demografischen Herausforderungen reagiert - mit der Sicherung der Versorgung und der Schaffung von Anreizen, damit die junge Bevölkerung bleibt. 

Oberes Werntal
Zehn Gemeinden stemmen sich in einer gemeinsamen Initiative gegen die Verödung der Ortskerne und den Flächenverbrauch

Bürgermeister stehen auf Treppe und halten Fadengeflecht als Symbol ihre Kooperation

Bereits 2003 haben acht Gemeinden entlang der Autobahn A 71 Schweinfurt-Erfurt, ein „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit“, die großen Herausforderungen erkannt, vor denen der ländliche Raum aufgrund der demografischen Entwicklung und des Strukturwandels in der Landwirtschaft sowie in Konkurrenz zu den städtischen Verdichtungsräumen steht. Den Kommunen war klar, dass sie nur durch gemeinsames Handeln Vorsorge für eine zukunftsfähige Entwicklung treffen können.